M83 haben vor allem mit zwei Songs für ordentlich Aufhorchen gesorgt: der Megahit "Midnight City" verbreitete bombastische Aufbruchstimmung, "Wait" brachte das Fass der Tränen in der Romanverfilmung "The Fault In Our Stars" ordentlich zum Überlaufen. Doch M83 sind mehr als die Summe dieser zwei ohrwurmigen Teile.
Irgendwo da draußen in den Tiefen des Weltalls fristen Songs ihr Dasein, die es auf keine Playlist schafften. So erklärt Anthony Gonzalez, musikalischer Kopf von M83 den Titel des neuen Albums - "Junk". Vielleicht meint er damit auch eher die unsäglichen Tiefen von Terrabyte-Festplatten. Musikalischer Abfall, Schrott - der enststeht gezwungenermaßen im Hinblick auf die Masse von Produktionen. Man kann, will und muss ja auch gar nicht alles hören, nicht alles sehen, nicht alles erfahren. Entscheidungen müssen getroffen werden angesichts eines ständigen Zuviel.
Die Entscheidung, das Album von M83 in seiner strahlenden Gänze zu hören, war natürlich nicht 100%ig freiwilig. Job ist schließlich Job. Würde man lediglich die bereits veröffentlichten Nummern "Solitude" und "Do It, Try It" auf die Playlist packen und den Rest in unbekannte Gefilde verbannen, wäre das durchaus schade. Sehr schade sogar.
Denn "Junk" macht vor allem eins: Spaß. Gonzales: "Ich wollte mehr Seiten von mir auf diesem Album zeigen. Ich wollte mit etwas zurückkommen, das persönlicher ist und dennoch weniger Ich." Ein paradoxer Ansatz, der jedoch nach ca. 56 Minuten und 15 Songs irgendwie nachvollziehbar wird. Inklusive einer gewissen durchschimmernden ironischen Note, die nicht allein dem Albumtitel geschuldet ist.
Nach den Genremixes auf den vergangenen Alben, klappt das auch auf "Junk" wieder recht gut. Mal fühlt man sich an den Soundtrack des französischen Kultfilme "La Boum 1+2" erinnert ("Atlantique Sud", "Timewin"), mal an die Eröffnungssequenz einer Familienserie aus den 70er Jahren ("Moon Crystal"). Dazwischen blitzen offensichtlichere M83-Stücke wie "Do It, Try It" oder "Roadblaster" hervor. 80er Jahre Powerballade mit dramatisch-cheesiger Bläserbegleitung ("For The Kids")? Klar, dafür sind M83 schließlich bekannt. Oder etwa nicht? Das Ganze gibt es statt mit weiblicher Stimmzugabe gern instrumental, wie auf dem klangvollen Closer "Sunday Night 1987". So klingt das, ein Sonntag vor 29 Jahren. Oder etwa nicht? Kitschig, keine Frage - aber auf eine nicht immer erklärbare Weise auch schön. Ein Potpourri der Stile, garantiert für Jung und Alt etwas, im besten Fall alles dabei. Denn es geht auch moderner. "Bibi, The Dog" besitzt den lockerleichten Schelm eines International-Pony-Songs, "Walkway Blues" erklingt als eine faszinierende Vision aus Jamiroquai und George Michael.
Für einige mag das Konzept sowie die daraus entstandenen Songs vom Album "Junk" genau das sein: Abfall. Mit dem oft verdammten "Junkfood" verhält es sich nicht anders. Andere werden sich wiederum mit den kleinen musikalischen Happen zufriedengeben, die man ihnen mundgerecht vorgesetzt hat. Und wieder andere hören sich am großen Ganzen satt. Wir wünschen: bon appétit!