Wow, was für eine Stimme: hell, glockenklar und präsent schwebt der Gesang über der Musik, ganz in der Tradition großer Folk- und Americana-Sängerinnen wie Joni Mitchell, Joan Baez oder Judy Collins.
„Tall Tall Shadow“ ist das dritte Album der polnisch-kanadischen Singer-/Songwriterin und Multiinstrumentalistin Basia Bulat und markiert einen großen Entwicklungsschritt in Bulats Arbeit. „Ich wollte elektronische Sounds ausprobieren und die Grenzen der Folkmusic aufbrechen“, sagt Bulat und wird damit puristische Fans verstören, die die ersten beiden Platten liebten, auf denen nur Basias außergewöhnliche Stimme zu hören war, begleitet von ihrer Autoharp – aber eine so krasse Abkehr vom akustischen Folk wie beispielsweise Tegan and Saras aktuelles Album „Heartthrob“ ist „Tall Tall Shadow“ nicht geworden.
Der Reiz des Albums besteht vielmehr im Zusammenspiel akustischer und elektronischer Instrumente, traditionellem Folk und seiner moderneren Ausführung á la Arcade Fire – tatsächlich zeichnet Arcade-Fire-Mitglied Tim Kingsbury für die Produktion verantwortlich, was man Songs wie dem poppigen, mit Handclaps, swingendem Bass und Ooh-ooh-Chorgesang ausstaffierten „Promise Not to Think About Love“ und dem von einer Gospelorgel untermalten „Paris Or Amsterdam“ deutlich anmerkt. Auch der mainstreamkompatible Titeltrack mit Achtzigerjahre-Powerpop-Referenzen und Mitsing-Refrain hebt sich von Bulats früherer Fragilität ab, die sich in eher klassischen Folkstücken wie „Five.Four“ und der zumindest textlich dramatischen Beziehungsballade „Never Let Me Go“ wiederfindet.
Laut eigener Aussage verarbeitet Basia Bulat große persönliche Verluste auf „Tall Tall Shadow“: wieder mal ein Beweis dafür, dass Kummer zu künstlerischen Meisterleistungen führen kann…
Basia Bulat - Tall Tall Shadow erscheint am 4.10.2013
Tourdaten:
30.10.2013 Comet Club, Berlin